Seit ich das erste Mal intensiver mit dem Thema Darmgesundheit in Kontakt gekommen bin, lässt es mich nicht mehr los. Zu grundlegend ist die Darmflora für unsere allgemeine Gesundheit.
Durch Stuhlanalysen erhalten wir Einsicht in den Zustand der bakteriellen Zusammensetzung im Darm und einen Blick auf den Zustand der Darmschleimhaut. In meinem Coaching bespreche ich die Notwendigkeit einer Stuhlanalyse mit dem jeweiligen Menschen individuell. In den wenigsten Fällen erscheint es sinnvoll, als Erstes eine Stuhlanalyse zu machen, obwohl damit ein genauer Jetzt-Zustand der Darmflora ermittelt werden und so gezielter auf die vorliegenden Beschwerden der Person eingegangen werden kann.
Vor wenigen Jahren war die Forschung rund um unsere Darmbakterien noch zu jung, um genügend aus einer Stuhlanalyse herauslesen zu können. Durch die intensivere Forschung der letzten Jahre konnten riesige Fortschritte erzielt werden und neues, bahnbrechendes Wissen wurde dazugewonnen. Es sind immer mehr Bakterienspezies und -gattungen bekannt, welche in unserem Darm zu finden sind und welche davon positive oder negative Effekte auf unser Wohlbefinden haben. Die Einflüsse der Bakterien sind weitreichend. Einige bilden für uns antientzündliche Stoffwechselprodukte, andere haben Einfluss auf die Entgiftung des Körpers oder auf die Hormone. Dank dieses Wissens ist es heute möglich, molekulargenetische Stuhlanalysen durchzuführen und so wertvolle Rückschlüsse für Therapie von Patient*innen ziehen zu können.
Was wird in einer Stuhlanalyse analysiert?
Grundsätzlich gibt es verschiedene Analyseprofile, welche je nach den vorliegenden Beschwerden und Wünschen, in Absprache mit dem/der Patient*in, dem Labor in Auftrag gegeben werden kann.
Klassische Parameter, welche bei jedem Analyseprofil gemessen werden, sind unter anderen der pH-Wert des Stuhls, die Artenvielfalt der Bakterien in der Darmflora (Diversität) und die Verdauungsrückstände (Fett, Kohlenhydrate, etc.) im Stuhl. Die Diversität unserer Darmflora spielt unser ganzes Leben lang eine wichtige Rolle, da gewisse Bakteriengruppen essenzielle Stoffe für unsere Darmgesundheit und somit für unsere allgemeine Gesundheit produzieren. Durch die Ernährung und unseren Lebensstil können wir grossen Einfluss auf die Diversität unserer Darmbakterien nehmen. Mittels der Resultate der Verdauungsrückstände sind Rückschlüsse auf mögliche Fehlverdauungen und Ernährungsfehler möglich. Zudem gibt jede Stuhlanalyse Auskunft über den Zustand der Darmschleimhaut und Hinweise auf spezifische Unverträglichkeiten, z. B. bestimmter Zuckerarten.
Neben den oben genannten Parametern lassen sich auch andere Darmmitbewohner wie Parasiten, Würmer oder Pilze feststellen. Zusammen mit der Bestimmung von enzymatischen Einzelparametern, z. B. dem Calprotectin Wert, ermöglichen sie sich ein Gesamtbild verschaffen zu können und gezielter therapieren zu können.
Für wen ist eine Stuhlanalyse sinnvoll?
Molekulargenetische Stuhlanalysen sind vor allem bei langanhaltenden Beschwerden, welche mit dem Verdauungstrakt in Verbindung gebracht werden können, sinnvoll. Dies können einerseits Blähungen, Verstopfungen, Durchfall, Reizdarmsymptome oder Migräne sein. Andererseits aber auch komplexe Krankheitsbilder wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Schlussendlich eignet sich die Möglichkeit einer Stuhlanalyse für alle Personen, welche gerne nicht nur durch das Anamnesegespräch, sondern auch durch gemessene Parameter eine persönliche Therapieempfehlung wünschen.
Nebst den spürbaren Beschwerden ist auch die Darmkrebsvorsorge ein guter Grund für Stuhlanalysen. Darmkrebs ist einer der häufigsten Krebsarten in der Schweiz. Er gehört jedoch zu den wenigen Krebsarten, die sehr gute Heilungschancen haben, sofern sie frühzeitig erkannt werden. Daher macht es in meinen Augen durchaus Sinn, regelmässige Stuhlanalysen bei vorhandenen Risikofaktoren von Darmkrebs zu machen. Nur so kann Darmkrebs im ersten Stadium, wo die Symptome sich für gewöhnlich noch stumm verhalten, entdeckt werden.
Bekannte Risikofaktoren für Darmkrebs sind:
- Genetische Veranlagung
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Ungesunde Ernährung, welche viel verarbeitetes Fleisch, viel Alkohol, wenig Früchte und wenig Gemüse enthält
Wie läuft eine Probeentnahme ab?
Die Probeentnahme kann mithilfe eines Stuhlfängers einfach zu Hause auf der Toilette erfolgen. Einige Tage vor der Entnahme wird idealerweise begleitend ein Esstagebuch geführt, um ausserordentliche Mahlzeiten bei der Interpretation der Ergebnisse im Blick haben zu können. Allgemein sind vor der Probeentnahme keine speziellen Diäten oder ausserordentliche Mahlzeiten (z. B. Gerichte mit aussergewöhnlich hohem Fettanteil wie Fondue) empfohlen. Die genaue Anleitung und wichtige, zu beachtende Hinweise erhalten die Patient*innen bei der ersten Sitzung. Nach der Einsendung der Probe und der Analyse im Labor werden die Ergebnisse an die Fachperson gesendet. Durch die nachfolgende Interpretation der Ergebnisse ist eine noch individuellere Therapie mit Probiotika, Präbiotika, Nahrungsergänzungsmitteln und Phytotherapeutika möglich. Je nach Beschwerden und Therapieentwicklungen ist eine Nachkontrolle mit einer Stuhlanalyse gegebenenfalls sinnvoll.
Wie bereits erwähnt, hat unsere Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf unsere Darmflora und spiegelt sich in der Bakterienvielfalt wider. Wie jeder Mensch, ist auch jede Darmflora individuell. Dennoch sind bestimmte Präbiotika und Probiotika für jede Darmflora elementar. In meinem Coaching betrachte ich den Menschen ganzheitlich und beziehe das Thema Darmgesundheit meist ein. Ganzheitliche Therapiepläne umfassen Kombinationen aus Probiotika, Präbiotika, Nahrungsmittelergänzungen, Naturheilmittel, Ernährungsempfehlungen und gut im Alltag umsetzbaren Tipps für das Wohlbefinden. Beispielsweise können Probiotika, welche die Darmbarriere stärken, gut mit Aminosäuren, welche die Schutzfunktion der Darmschleimhaut (Ort der Darmbarriere) unterstützen, kombiniert werden.